Harthau („Ort am Bergwald“) wurde 1340 zum ersten Mal urkundlich erwähnt, als ein Dietrich von Rabenstein den Gasthof seines Dorfes „Harte“ verkaufte. 1540 gab es hier 14 Bauerngüter und 9 Häuser. Wesentlichen Aufschwung brachte die Industrialisierung, die mit der Errichtung der ersten sächsischen Fabrikspinnerei durch die Gebrüder Bernhard 1798 begann und mit vielen weiteren Betrieben fortgesetzt wurde. Die Einwohnerzahl stieg bis 1930 auf über 7000 (heute 2400). 1950 wurde der Ort nach Chemnitz eingemeindet.
Über die Erbauung der Kirche, sicher bald nach Ortsgründung, ist nichts bekannt. Hier kamen die Bewohner von Harthau, Berbisdorf und Eibenberg zu Gottesdiensten, Taufen, Trauungen und Beerdigungen zusammen. 1609 und 1765 wurde die Kirche grundlegend um- und ausgebaut, später mehrmals renoviert. Ende des 19. Jahrhunderts war sie viel zu klein für die Bevölkerung. So wurden am gegenüberliegenden Berghang ein neuer Friedhof und eine neue Kirche errichtet. Anschließend sollte die Alte Kirche abgerissen werden, was jedoch der Denkmalschutz untersagte. 1918 wurde sie außen instandgesetzt und 1925 im Inneren als „Heldengedächtnisstätte“ für die Gefallenen des 1. Weltkrieges umgestaltet. Nach dem 2. Weltkrieg wieder ungenutzt, war sie dem Verfall preisgegeben. Aus Geld- und Materialmangel setzte man nur Dachreiter und Dach instand. Doch die Fenster waren zerstört und so gab es manche Eindringlinge.
Um 1970 sollte die Alte Kirche wieder Gottesdienststätte werden – hier schien die Restaurierung eher möglich als in der wesentlich größeren Lutherkirche. Archäologische Ausgrabungen erfolgten. Es wurden Fenster erneuert und vergittert, Drainage um das Gebäude verlegt und mit dem Abbau der Emporen begonnen. Da aber der Kirchgemeinde die Verantwortung für die „große Kirche“ nicht abgenommen wurde, wurde ab 1980 doch diese restauriert und erst anschließend konnte man intensiver über die Alte Kirche nachdenken – höchste Zeit, denn inzwischen war auch hier die Bausubstanz akut gefährdet.
1991-2001 erfolgte eine Außenrestaurierung, dabei wurden der Dachreiter völlig erneuert, das Dach neu gedeckt (dafür viele Balken repariert), bessere Drainage verlegt, neuer Putz in historischer Handwerkstechnik sowie ein Farbanstrich nach alten Befunden aufgetragen.
2003 begannen die Arbeiten im Inneren der Kirche. Dabei wurde die historische Bausubstanz erhalten, neue Materialien entsprechend der künftigen Nutzung eingesetzt. So bleiben die verschiedenen Epochen von Baugeschichte und Ausstattung sichtbar. Dazu gehören Altarplatte, Taufstein und Sakramentsnische aus der Zeit vor der Reformation, Reste der ehemaligen Felderdecke von 1609 (jetzt an der oberen Empore), die Altarfiguren des Chemnitzer Bildhauers Christian Suttinger von 1682 und der Prospekt der 1866 von Spinnereibesitzer Solbrig gestifteten Orgel. Um das Gebäude für Veranstaltungen nutzbar zu machen, wurden Elektrik, Heizung, Wasser und Abwasser verlegt sowie ein WC und eine kleine Küche eingebaut.
Der uralte Friedhof, der die Kirche umgab, wurde nach 1904 nicht mehr genutzt und in den Hungerjahren nach 1945 zu Gärten umfunktioniert, diese nach 1990 jedoch fast alle aufgegeben. So konnten Wiesen angelegt und eine ebene Fläche für Veranstaltungen im Freien geschaffen werden. Das Ensemble wird an der Südseite begrenzt von Grabstätten ehemaliger Harthauer Industrieller und im Südwesten abgeschlossen mit der Gruft von Familie Solbrig (der „Chemnitzer Wollkönig“ Carl Friedrich Solbrig besaß eine Spinnerei in Altchemnitz, übernahm 1849 die ehemals Bernhardsche Spinnerei in Harthau und zog mit seiner Familie hierher). Diese lange vergessenen Zeugnisse einer für unseren Ort bedeutenden Zeit konnten im Zuge der Restaurierung der Alten Kirche instandgesetzt werden. Dazu kam noch ein aus der Würschnitz geborgener Gedenkstein für den Vater der Spinnereigründer Gebrüder Bernhard, der restauriert und 2008 hier aufgestellt wurde. Ebenfalls rekonstruiert werden konnten die Natursteinmauer an der Ostseite des Geländes sowie zuletzt Mauerteile und Zaun an der Grenze zur 1862 erbauten Schule, die von 1891 bis 1913 als Gemeindeamt genutzt wurde.
Alle Arbeiten erfolgten in enger Zusammenarbeit mit den Denkmalschutzbehörden. Sie wurden finanziert von Besuchern der Veranstaltungen und Einzelspendern, von der Stadt Chemnitz und dem Sächsischen Landesamt für Denkmalpflege sowie von der Kirchgemeinde als Eigentümerin. Unter den Stichworten „Begegnung – Musik – Wort – Kultur“ ist nun eine vielfältige Nutzung dieses ältesten Gebäudes von Harthau möglich. Das Foto zeigt das Innere im Advent 2020 – geschmückt mit mehr als 1.000 Sternen.