Bereits um das Jahr 1200 hatte Altchemnitz eine Kirche, welche neben der heutigen Schule stand. Jedoch ist über die Gründung nichts bekannt. Sie war den Aposteln Petrus und Paulus geweiht und erhielt um 1500 einen vierflügeligen Altaraufsatz mit geschnitzten und vergoldeten Figuren. Die für unsere Gegend typische Dorfkirche mit Dachreiter überstand den 30-jährigen Krieg wohl im Gegensatz zur Umgebung gut. Doch Bauerngüter und Häuser erlitten bei den Überfallen durch Soldaten große Schäden und nur ganz wenige Bewohner überlebten Krieg und Krankheiten. Nach und nach wurden die ca. 40 Güter und 20 Häuser wiederaufgebaut. Ab Anfang des 19. Jh. änderte sich das Ortsbild durch den Bau von Fabriken gravierend. Die Einwohnerzahl stieg von 600 im Jahr 1820 auf mehr als 5.000 im Jahr 1888. 1894 arbeiteten hier 2.600 Arbeiter in 40 Betrieben.
Altchemnitz gehörte von alters her zur Kirchgemeinde St. Nikolai und ein Pfarrer von dort war jeweils für das Dorf zuständig. Erst 1884 wurde die Kirchgemeinde hier selbständig und bekam einen eigenen Pfarrer und ein Pfarrhaus.
Nachdem die Peter-Pauls-Kirche bereits am 2. Weihnachtsfeiertag 1887 durch ein nahes Feuer bedroht wurde, sollte der 9. Januar 1888 zu einem traurigen Tag der Gemeinde werden. Das angrenzende Gut ging durch Brandstifter in Flammen auf, welche durch den heftigen Sturm auch die Kirche erfassten. Alle Löschversuche scheiterten, sie brannte innerhalb von zwei Stunden ab. Schon vor der Katastrophe wurden Gedanken zum Neubau einer größeren Kirche geäußert, diese mussten nun verwirklicht werden. Es wurde ein Kirchenbaufonds angelegt. Die kirchlichen Veranstaltungen fanden im Pfarrhaus und einem nahen Gasthaus statt, Gottesdienste ab Juni 1888 in der gerade neu erbauten Turnhalle (jetzt Firmengebäude Annaberger Str. 247), in deren Nähe eigentlich eine große Schule gebaut werden sollte. Da aber dahinter bereits 1878 ein neuer Friedhof angelegt worden war, tauschte man die Grundstücke und die Schule entstand auf dem Grundstück der abgebrannten Kirche, die Kirche dafür zwischen der Turnhalle, dem 1884 erbauten Pfarrhaus und dem neuen Friedhof.
Nach der feierlichen Grundsteinlegung am 3. Juni 1889 begann der Kirchenneubau auf einer Fläche von 1.500 qm nach den Plänen des Dresdner Architekten Schramm. Am 5. Juli 1891 empfing das Gotteshaus seine Weihe – ein neugotischer Ziegelrohbau mit Spitzen und Türmchen, belebt durch reichliche Sandsteinverwendung. 850 Besucher habrn darin Platz. Altar und Kanzel bestehen aus Sandstein, den Aufsatz aus Eiche tragen Säulen aus Serpentinstein. Zunächst bekam sie wieder den Namen ihrer Vorgängerkirche. Doch nach der Eingemeindung von Altchemnitz 1894 nach Chemnitz machte sich durch die dortigen Pauli- und Petrikirchen eine Namensänderung erforderlich. Deshalb wurde die Geschichte der Kirchgemeinde ab 1894 unter dem Namen St. Michaelis fortgesetzt. Während des Bombenhagels am 5. März 1945 erlitt die Kirche Beschädigungen, besonders an den Fenstern. Sie wurden in den darauffolgenden Jahren erneuert.
1974 wurde die nicht mehr reparierbare Orgel von 1891 durch eine neue ersetzt (beide von der Firma Jehmlich, Dresden). Die im Oktober 1890 geweihten Glocken mussten zusammen mit dem Orgelprospekt bereits 1917 für den Krieg abgegeben werden. Auch zwei der 1920 neu angeschafften Bronzeglocken opferte die Gemeinde 1942. Seit 1957 ist das Geläut in dem 75 hohen Turm durch zwei Stahlgussglocken wieder komplett. Eine elektronische Kirchturmuhr wurde 1990 installiert.
Pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum wurde das Kirchendach 1991 neu gedeckt. Die Kosten wurden vom Denkmalamt und durch Spenden getragen. Im Juni 2001 begann die Sanierung des 75 m hohen Kirchturms. Die Industrieluft hatte dem Sandstein am Turm stark zugesetzt, so dass eine Erneuerung dringend erforderlich wurde. Die Gesamtkosten der Sanierung, welche 2002 abgeschlossen wurde, beliefen sich auf 1,07 Mio. DM. Die Finanzierung übernahmen die Stadt Chemnitz, die Sächsische Landeskirche, das Regierungspräsidium Chemnitz sowie die Gemeinde. Die marode Dampfheizung ersetzt inzwischen eine elektrische Bankheizung im vorderen Kirchenschiff.
Foto: Peter Straube